Ferkelaufzucht

Die Ferkelaufzucht:

Nachdem das Ferkel die Absetzphase überstanden hat, tritt nun die Leistung der Tiere in den Vordergrund. Das Verdauungs- und das Immunsystem ist nun ausreichend entwickelt.  

Die Ziele in der Säugezeit:

  • Hohe Futteraufnahme
  • Hohe tägliche Zunahmen
  • Beste Futterverwertung
  • Hoher Fleischansatz

Die Fütterung der Aufzuchtferkel:

Für die Erreichung der obengenannten Ziele hat die Fütterung der Ferkel einen besonders hohen Stellenwert. Hier ist auf folgende Punkte besonders zu achten:

  1. Futterzusammensetzung
  2. Fütterungsstrategie
  3. Futterhygiene
  4. Futterstruktur
  5. Wasserversorgung
  6. Wasserqualität

Die Futterzusammensetzung:

Nachdem die Ferkel in der Absetzphase an die Aufnahme von hofeigenem Getreide gewöhnt wurden, werden in der dritten Woche nach dem Absetzen der Absetzstarter und der Ferkelstarter über mehrere Tage miteinander verschnitten. Die Tiere werden jetzt auf kostengünstigere Eiweißquellen, wie Sojaextraktionsschrot umgestellt. Auch Milchbestandteile werden aus der Ration genommen. Es ist darauf zu achten, dass Absetzstarter und Ferkelstarter den gleichen Geruch und Geschmack aufweisen, weil der Geruchs- und Geschmackssinn der Tiere stark ausgeprägt ist. Jeder Futterwechsel kann sich negativ auf die Futteraufnahme und damit auf die Leistung der Tiere auswirken.

Energie

Der Energiebedarf der Ferkel

Die Energie der Ration besteht hauptsächlich aus Stärke (Getreide, Mais) und aus pflanzlichem Öl (z.B. Sojaöl, Rapsöl). Das Futter sollte zu diesem Zeitpunkt einen Energiegehalt von 13,0 – 13,5 MJ ME enthalten. In der nachfolgenden Graphik ist der Energiebedarf der Ferkel bei unterschiedlicher Wachstumsintensität dargestellt.

Eiweiß:

Bedarf der Ferkel an Aminosäuren

Der Rohproteingehalt des Ferkelfutters sollte unter 18 % liegen. Hier gilt: So viel Protein wie nötig und so wenig wie möglich. Zu viel Protein im Futter bedeutet für die Tiere eine Stoffwechselbelastung. Überschüssiges Eiweiß muss abgebaut werden. Das Kohlenstoffgerüst wird dann als Energiequelle genutzt, der Stickstoff ausgeschieden. Eiweiß als Energiequelle zu nutzen ist ineffizient und teuer.

Das Schwein hat keinen Bedarf an Protein, wohl aber an Aminosäuren. Bei der Rationsgestaltung wird die erstlimitierende Aminosäure Lysin in das richtige Verhältnis zur Energie gesetzt. Das optimale Lysin- Energie- Verhältnis verringert sich mit zunehmendem Gewicht:

Bis 10 kg Lebendgewicht:      1,00 g Lysin / MJ ME oder 0,90 g pcv Lysin / MJ ME
10 – 20 kg Lebendgewicht:   0,95 g Lysin / MJ ME oder 0,85 g pcv Lysin / MJ ME
20 – 30 kg Lebendgewicht:   0,85 g Lysin / MJ ME oder 0,75 g pcv Lysin / MJ ME

Die anderen essentiellen (lebensnotwendigen) Aminosäuren werden dann in das richtige Verhältnis zum Lysin gesetzt, wie nachfolgende Tabelle zeigt.

Lys Met Met/Cys Thr Try Ile Leu Val
1,00 0,30 0,60 0,65 0,18 0,50 1,00 0,65

Rohfaser

Auch bei Ferkeln hat die Faser einen diätetischen Effekt und wirkt positiv auf die Darmgesundheit. Hierbei ist darauf zu achten, dass die Faserquelle aus vorwiegend unlöslicher Faser besteht. Um die Energiekonzentration und die Verdaulichkeit des Futters nicht zu reduzieren, sollte im Ferkelstarter deswegen eine hochkonzentrierte Faserkomponente zum Einsatz kommen. Bewährt hat sich hier eine fermentierbare Lignozellulose mit prebiotischer Wirkung. Die bakterielle Fermentation zu Milch- und Buttersäure im Dickdarm bewirkt dabei eine Etablierung positiver Keime und eine Verdrängung pathogener Bakterien in diesem Darmabschnitt. Ein gesunder Darm ist Voraussetzung für hohe Leistungen und eine gute Wirtschaftlichkeit in der Ferkelaufzucht.

Mineralien:

Die mineralische Versorgung der Ferkel

Mineralstoffe sind lebensnotwendige Grundstoffe, die dem Körper mit der Nahrung zugeführt werden müssen. Unterschieden wird zwischen Mengenelementen (Calcium, Phosphor, Natrium, Magnesium, Kalium, Chlor, Schwefel), die einen mittleren Anteil von über 50 mg / kg Lebendmasse haben. Die Spurenelemente weisen einen mittleren Gehalt von unter 50 mg / kg Lebendmasse auf.

Wechselbeziehungen der Mengenelemente

Bei Ferkeln ist insbesondere auf die Mengenelemente Calcium, Phosphor und Natrium zu achten. 99 % des Körper Calciums und 85 % des Körper Phosphor sind in den Knochen eingelagert. Zusammen mit Phosphor ist Calcium also hauptsächlich für den Aufbau der Knochen verantwortlich. Für einen optimalen Calcium- Phosphorstoffwechsel ist die ausreichende Versorgung mit Vitamin D3 einerseits und ein optimales Calcium- Phosphor- Verhältnis im Futter andererseits erforderlich. Letzteres sollte bei 1,3 : 1 liegen.

Auf das richtige Calcium- Phosphor- Verhältnis achten

Ein Teil des Calciums und Phosphors liegt in den Pflanzen im Phytatkomplex gebunden vor und ist für das Schwein in dieser Form nicht verwertbar. Durch den Zusatz des Enzyms Phytase wird das Phytat aufgespalten. Damit wird ein Teil der beiden Mengenelemente freigesetzt und steht nun dem Tier zur Verfügung. In zahlreichen Versuchen konnte die Phosphorverdaulichkeit in der Ration somit auf 60 – 65 % gesteigert werden. Wird Phytase dem Futter zugesetzt, kann der Posphor- und Calciumgehalt der Ration reduziert werden. Das optimale Verhältnis von Calcium zu verdaulichem PhosphorPhytase liegt bei 2,5 : 1. Die Bedarfswerte für Ferkel werden mit 7,5 – 7,0 g Calcium, 6,5 – 5,5 g Phosphor und 3,4 – 2,7 g verdaulichem PhosphorPhytase pro kg Trockenfutter angegeben. Der Wert richtet sich dabei nach dem Gewicht der Tiere.

Bei suboptimaler Versorgung der Tiere mit Calcium und Phosphor kommt es zu einer Störung des Calcium- Phosphor- Stoffwechsels. Dies kann dann negative Effekte auf das Knochenwachstum und auf die Knochenstabilität der Ferkel haben

Verdaulichkeit der Ration:

Das Futter ist der höchste Kostenfaktor in der Ferkelaufzucht. Aus diesem Grund ist es aus wirtschaftlicher Sicht wichtig, dass möglichst viele Nährstoffe aus dem Futter vom Tier auch verdaut werden. Aber auch aus tiergesundheitlicher und umweltschonender Sicht ist eine gute Ausnutzung der Nährstoffe des Futters anzustreben.

Eine hohe Nährstoffverdaulichkeit des Futters trägt zu einer Optimierung der täglichen Zunahmen und der Futterverwertung bei. Dies hat positive Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit in der Ferkelaufzucht.

Eine gute Verdaulichkeit des Futters verringert die Ausscheidungen von Stickstoff und Phosphat und trägt so zu einer gesunden Umwelt und sauberem Grundwasser bei.

Eine optimale Verdaulichkeit der Nährstoffe im Dünndarm verringert das Anfluten von Nährstoffen in den Dickdarm. Dies vermindert die Vermehrung und das Wachstum pathogener Darmbakterien, wie z.B. E-Coli.   

Das Futter der Ferkel sollte einen Rohfasergehalt von 3,5 – 4,0 % aufweisen. Damit geht automatisch auch die Nährstoffverdaulichkeit zurück, weil die Nährstoffe in der Faser eingeschlossen sind und so dem Schwein nicht zur Verfügung stehen. Aus diesem Grund wurde mit Maxi Digest ein Wirkstoff entwickelt, der die Nährstoffe des Futters für das Schwein verfügbar macht.

Die Fütterungsstrategie:

Abb. 4: Das Fütterungskonzept für die Ferkelaufzucht

Die Futterhygiene:

Wichtig ist auch, dass das Futter hygienisch einwandfrei ist. Die Spezies Schwein zeigt eine große Empfindlichkeit gegenüber Pilzgiften. Mykotoxine im Futter belasten das Immun- und Verdauungssystem der Ferkel. Sie schädigen die Organe, wie Leber und Niere und verringern damit die Stoffwechselaktivität der Tiere. Desweiteren reduzieren Toxine die Futteraufnahme, was zu verringertem Wachstum und zu einer schlechteren Futterverwertung führt. Mykotoxine können Durchfälle, ein erhöhtes Infektionsrisiko, Schwanz- und Ohrrandnekrosen hervorrufen. Für Mykotoxine gibt es keine Grenzwerte. In nachfolgender Tabelle sind aber sogenannte Richtwerte dargestellt.

Beachtet werden muss dabei, dass zwischen 30 und 90 % der Mykotoxine im Futter in „maskierter“ Form vorliegen. Damit sind sie für die Pflanzen unschädlich. Das bedeutet, dass sie an einen Zuckerrest gebunden sind. Die Toxin- Zucker- Verbindung wird durch die üblichen Toxin- Analysen im Futter nicht erfasst. So kann es passieren, dass im Futter keine Toxine nachgewiesen werden, die Tiere aber Mykotoxikosen zeigen.

Auch reagieren die Tiere sehr individuell auf Pilzgifte. Mit PIGS XL Toxi Go steht ein Wirkstoff zur Verfügung, der Mykotoxine „ansaugt“ und sie dann aus dem Körper geleitet.

Die Futterstruktur:

Das Futter für Ferkel sollte eine gute Struktur aufweisen

Es wird folgende Struktur empfohlen:
< 1 mm:       25 %
1 – 2 mm:     50 %
2 – 3 mm:     25 %

Enthält das Futter zu viele Feinanteile, kommt es bei den Tieren nicht selten zu Magenwandreizungen bis hin zu Magengeschwüren. Ist der Magen der Tiere geschädigt, arbeitet das gesamte Verdauungssystem nicht mehr im optimalen Bereich. Die Nährstoffverdaulichkeit des Futters wird herabgesetzt und es kann vermehrt zu verringerter Leistung und Verdauungsstörungen kommen.

Wasserversorgung:

Das wichtigste Nahrungsmittel ist das Wasser. Wasser ist Transportmittel für die Nährstoffe im Darm und Intermediärstoffwechsel. Ohne Wasser können Tiere nur wenige Tage überleben. Deswegen ist es besonders wichtig, dass den Tieren immer genügend Wasser in bester Qualität zur Verfügung steht.

Bei den Ferkeln bedeutet das eine Durchflussmenge bei Nippeltränken von 0,5 – 0,75 Liter / Minute. Das Tier- Tränke- Verhältnis sollte bei 7 : 1 liegen. Dabei sollten sowohl Nippel- als auch Schalentränken zum Einsatz kommen Die Tränken müssen so angebracht sein, dass sowohl kleine als auch große Ferkel ungehindert saufen können. Nippeltränken werden deshalb in unterschiedlicher Höhe von 25 und 45 cm angebracht.

Wasserhygiene:

Auch die Qualität des Wassers spielt eine sehr wichtige Rolle. In den Wasserleitungen baut sich von den Tränken her häufig ein sogenannter Biofilm auf. Dies gilt insbesondere bei drucklosen Wassersystemen wie dem Aqualevel.

Biofilme werden von Mikroorganismen gebildet, die im Wasser leben. Hierbei handelt es sich um Bakterien, Algen, Pilze und Protozoen (pathogene). Die Mikroorganismen besiedeln alle Grenz- und Kontaktflächen von Wasser und Wand des jeweiligen Behältnisses. Es gibt praktisch keine Oberfläche, die nicht besiedelt wird. Hier bilden sich dann sehr effiziente Lebensgemeinschaften, die sich zu einem Biofilm verbinden. Der Biofilm schützt die Mikroorganismen vor Abschwemmung und äußeren Faktoren, wie z.B. organischen Säuren und Chlorverbindungen.

Schädigende Wirkung des Biofilms:

Durch die Tränken können pathogene Bakterien in das Wasserleitungssystem eindringen und einen Biofilm bilden oder den bereits vorhandenen Biofilm besiedeln. Hieraus entsteht ein Hygieneproblem. Sowohl die Emission von Kolonien pathogener Keime als auch die Abgabe von Exo- und Endotoxinen aus dem Biofilm an das Wasser gefährden die Gesundheit und Leistungsbereitschaft der Tiere. Für die Erreichung einer optimalen Wasserleitungshygiene arbeitet die PIGS XL mit zwei Systemen:

  1. Das TIDY Gerät reinigt die Wasserleitungen mit Hilfe von Luft- (4 bar) und Wasserdruck (3 bar) mechanisch.
  2. Das water tune System sorgt dafür, dass sich kein neuer Biofilm und keine neuen Ablagerungen (Kalk, Eisen, Mangan) mehr bilden können.

Weitere Tipps zum Management:

  • Vor der Einstallung der Ferkel in das Flat Deck muss eine gründliche Reinigung und Desinfektion des Abteils erfolgen.
  • Bringen Sie nach der R&D auf die getrockneten Flächen ein Probiotikum (Lalfim Pro) aus. Dieses bildet einen positiven Biofilm im Stall und verdrängt pathogene Keime, die von der R&D nicht erfasst wurden.
  • Die Einstalltemperatur sollte 32 °C betragen. Im Verlauf der Aufzucht kann die Temperatur auf 22 °C zurückgefahren werden. Achten Sie auf das Liegeverhalten der Ferkel. Liegen sie dicht nebeneinander, ist die Temperatur in Ordnung. Liegen sie aufeinander ist ihnen zu kalt.
  • Achten Sie darauf, dass es keine Temperaturschwankungen im Stall gibt. Bereits Temperaturschwankungen von über 2 °C – z.B. Tag-Nacht – können zu Atemwegsproblemen führen und beeinträchtigen die gesamte Immunität der Ferkel.
  • Achten Sie darauf, dass die Abteile im konsequenten „alles rein – alles raus“ Verfahren betrieben werden, um so Infektionsketten zu unterbrechen. Stallen Sie auf keinen Fall Tiere aus anderen Altersgruppen zurück.
  • Sorgen Sie dafür, dass genügend Fressplätze zur Verfügung stehen. Ein Tier- Fressplatz- Verhältnis von 4 – 6 : 1 sollte gerade bei schnell wachsenden Ferkeln nicht überschritten werden. Zu wenig Freßplätze können zu Rangkämpfen und Kannibalismus führen.
  • Hängen Sie veränderbares Spielzeug in die Buchten, damit die Ferkel sich beschäftigen können. Auch diese Maßnahme beugt Kannibalismus vor. Bewährt haben sich Hanfseile, die von den Tieren auch über eine längere Zeit angenommen werden.