Güstzeit

Die Güstzeit bzw. Leerzeit

Die Güstzeit beginnt nach dem Absetzen und endet mit der Belegung der Sauen. Wichtig in dieser Zeit ist, dass möglichst alle Tiere tragend werden.

Die Ziele in der Güstzeit:

  • Erfolgreiche Belegung
  • Minimierung der Umrauschquote

Die Fütterung in der Güstzeit:

Für die Erreichung der obengenannten Ziele hat die Fütterung der Sauen in dieser Phase einen besonders hohen Stellenwert. Dabei ist auf folgende Punkte zu achten:

  1. Futterzusammensetzung
  2. Fütterungsstrategie
  3. Futterhygiene
  4. Futterstruktur
  5. Wasserversorgung
  6. Wasserqualität

Über die sogenannte „flushing Fütterung“ wird den Sauen nach dem Absetzen bis zum Belegen möglichst viel Energie gegeben, das bedeutet 40 – 45 MJ ME pro Tier und Tag. Die flushing Fütterung führt dabei zu einer Erhöhung der Ovulationsrate. Dies gilt besonders für abgesäugte Sauen und für Jungsauen.

Die Futterzusammensetzung:

In der Güstzeit kann das tragende Futter gefüttert werden. Es hat sich bewährt in dieser Phase zusätzlich 200 g eines Energiemix pro Tier und Tag zu füttern, oder 100 ml Öl und 50 g (Trauben-) Zucker, um die Energieversorgung sicherzustellen. In der Rausche werden die Sauen unruhig und reduzieren häufig die Futteraufnahme.

Verdaulichkeit der Ration:

In der Leerzeit spielt auch die Verdaulichkeit des Futters, besonders der Energie, eine besondere Rolle. Je höher die Energieverdaulichkeit der Ration ist, desto besser ist auch die Energieaufnahme, besonders bei reduzierter Futteraufnahme während der Rausche.

Die Futterhygiene:

Das Futter für Sauen muss zu jedem Zeitpunkt hygienisch einwandfrei sein. Die Spezies Schwein zeigt eine große Empfindlichkeit gegenüber Pilzgiften. Mykotoxine im Futter belasten das Immun- und Verdauungssystem sowie die Fruchtbarkeit (Azyklie, Umrauschquote, Aborte, Erhöhte Embryonensterblichkeit, Totgeburten) der Sauen. Sie schädigen die Organe, wie Leber und Niere und verringern damit die Stoffwechselaktivität der Sauen. Desweiteren reduzieren Toxine die Futteraufnahme, was in der Laktation zu Körpersubstanzverlusten und zu verringerter Milchbildung führt. Mykotoxine werden im Fettgewebe der Sauen gespeichert. Über die Milch gelangen sie so zu den Ferkeln. Damit haben Mykotoxine im Sauenfutter auch Auswirkungen auf die Saugferkel. Verringerte Geburtsgewichte, Durchfälle, ein erhöhtes Infektionsrisiko, das Auftreten von Spreizern, Schwanz- und Ohrrandnekrosen sowie geschwollene Scheiden bei weiblichen Tieren sind dann die Folge. Für Mykotoxine gibt es keine Grenzwerte. In nachfolgender Tabelle sind aber sogenannte Richtwerte dargestellt.

Beachtet werden muss dabei, dass zwischen 30 und 90 % der Mykotoxine im Futter in „maskierter“ Form vorliegen. Das bedeutet, dass sie an einen Zuckerrest gebunden sind. Damit sind sie für die Pflanzen unschädlich. Die Toxin- Zucker- Verbindung wird durch die üblichen Toxin- Analysen im Futter nicht erfasst. So kann es passieren, dass im Futter keine Toxine nachgewiesen werden, die Tiere aber Mykotoxikosen zeigen.

Auch reagieren die Tiere sehr individuell auf Pilzgifte. Manche Sauen kommen besser damit zurecht als andere.

Um das Toxinrisiko zu minimieren der Einsatz von PIGS XL ToxiGo empfohlen.

Die Futterstruktur:

Das Futter für Sauen sollte eine gute Struktur aufweisen

Es wird folgende Struktur empfohlen:
< 1 mm:       25 %
1 – 2 mm:     50 %
2 – 3 mm:     25 %

Enthält das Futter zu viele Feinanteile, kommt es bei den Tieren nicht selten zu Magenwandreizungen bis hin zu Magengeschwüren. Ist der Magen der Tiere geschädigt, arbeitet das gesamte Verdauungssystem nicht mehr im optimalen Bereich. Die Nährstoffverdaulichkeit des Futters wird herabgesetzt und es kann vermehrt zu Fruchtbarkeitsproblemen bei den Sauen kommen.

Wasserversorgung:

Das wichtigste Nahrungsmittel ist das Wasser. Wasser ist Transportmittel für die Nährstoffe im Darm und Intermediärstoffwechsel. Ohne Wasser können Tiere nur wenige Tage überleben. Deswegen ist es besonders wichtig, dass den Tieren immer genügend Wasser in bester Qualität zur Verfügung steht.

Wasserhygiene:

Auch die Qualität des Wassers spielt eine sehr wichtige Rolle. In den Wasserleitungen baut sich von den Tränken her häufig ein sogenannter Biofilm auf. Dies gilt insbesondere bei drucklosen Wassersystemen wie dem Aqualevel.

Biofilme werden von Mikroorganismen gebildet, die im Wasser leben. Hierbei handelt es sich um Bakterien, Algen, Pilze und Protozoen (pathogene). Die Mikroorganismen besiedeln alle Grenz- und Kontaktflächen von Wasser und Wand des jeweiligen Behältnisses. Es gibt praktisch keine Oberfläche, die nicht besiedelt wird. Hier bilden sich dann sehr effiziente Lebensgemeinschaften, die sich zu einem Biofilm verbinden. Der Biofilm schützt die Mikroorganismen vor Abschwemmung und äußeren Faktoren, wie z.B. organischen Säuren und Chlorverbindungen.

Schädigende Wirkung des Biofilms:

Durch die Tränken können pathogene Bakterien in das Wasserleitungssystem eindringen und einen Biofilm bilden oder den bereits vorhandenen Biofilm besiedeln. Hieraus entsteht ein Hygieneproblem. Sowohl die Emission von Kolonien pathogener Keime als auch die Abgabe von Exo- und Endotoxinen aus dem Biofilm an das Wasser gefährden die Gesundheit, Fruchtbarkeit und Leistungsbereitschaft der Tiere. Für die Erreichung einer optimalen Wasserleitungshygiene arbeitet die PIGS XL mit zwei Systemen:

  1. Das TIDY Gerät reinigt die Wasserleitungen mit Hilfe von Luft- (4 bar) und Wasserdruck (3 bar) mechanisch.
  2. Das water tune System sorgt dafür, dass sich kein neuer Biofilm und keine neuen Ablagerungen (Kalk, Eisen, Mangan) mehr bilden können.

Tipps zum Management:

  • Geben Sie den Sauen genügend Licht. In der Güstzeit werden 200 – 300 Lux für 14 – 16 Stunden am Tag auf Augenhöhe der Sauen empfohlen. Lampen mit Tageslichtspektrum erzielen die größte Wirkung.
  • Die Temperatur im Deckzentrum sollte zwischen 18 und 20 °C liegen. Zur Rauschestimulierung sollte es im Deckzentrum etwas kälter sein als im Abferkelstall.
  • Führen Sie zweimal täglich eine Rauschebeobachtung durch und dokumentieren Sie das Rauscheverhalten der Tiere.
  • Die Rauschestimulation funktioniert am besten mit einem Sucheber. Der Eber hat dabei Nase- zu- Nase- Kontakt mit den Sauen. Der Eber sollte nicht mehr als 5 Sauen zur gleichen Zeit stimulieren.
  • Stimulieren Sie nicht mehr Sauen, als Sie in 15 – 20 Minuten belegen können.

Lagerung und Handhabung der Spermadosen vor der Belegung

  • Nehmen Sie die Spermadosis sofort nach Anlieferung aus der Transportkiste.
  • Bewahren Sie die Spermadosis bei 16 – 18 °C auf.
  • Wenn die Belegung beginnt, nehmen Sie die Spermadosen und legen sie in einen isolierten Behälter für den Transport zur Belegungseinheit.
  • Spermadosis vor Verwendung nicht erwärmen.
  • Setzen Sie die Spermadosis keinem direkten Sonnenlicht aus.
  • Entsorgen Sie nicht verwendete Spermadosen, die aus der isolierten Box entnommen wurden.
  • Verwenden Sie die mit einem normalen Verdünnungsmittel verdünnten Spermadosen innerhalb von 2,5 Tagen nach der Spermagewinnung.

Belegungsstrategie und -Management:

  • Duldungsreflex an Tag 3 nach dem Absetzen:
    Erstbesamung am Nachmittag von Tag 4 und erneut 24 Stunden später
  • Duldungsreflex an Tag 4 nach dem Absetzen:
    Erstbesamung am Morgen von Tag 5 und erneut 24 Stunden später
  • Duldungsreflex an Tag 5 nach dem Absetzen:
    Erstbesamung am Nachmittag von Tag 5 und erneut 24 Stunden später
  • Duldungsreflex nach Tag 5 nach dem Absetzen:
    Erstbesamung bei Feststellung des Duldungsreflexes und erneut 12 Stunden später
  • Vor der Besamung Vulva mit einem Papier reinigen, um die Gebärmutter vor Infektionen zu schützen.
  • Teilen Sie vorsichtig die Schamlippen der Sauen. Führen Sie den Katheter in die Vulva ein und schieben Sie ihn vorsichtig nach vorne zum oberen Teil des Fortpflanzungstraktes, um Verletzungen der Harnröhre zu vermeiden.
  • Wenn Sie einen festen Widerstand spüren, ziehen Sie leicht am Katheter und drücken Sie ihn dann ein wenig nach vorne, während Sie ihn drehen. So können Sie sicher sein, dass Sie den Katheter richtig in den Gebärmutterhals (Zervix) eingeführt haben.
  • Die Besamungskatheter müssen sauber und steril sein.